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Todesanzeige für Knut: Wenn Tierliebe hirnkrank wird

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Ich will ja gar nichts sagen. Nein, ich will ruhig sein. Die Hände betroffen vor den Mund legen und mir mit einem Taschentuch eine Träne aus dem Augenwinkel wischen. Aber ich schaffe es nicht. Ich denke an die Trauergemeinde von Eisbär Knut – und schreie laut “Aaaargghhhh!!!”.

Selbstverständlich , es ist eine große Errungenschaft unserer christlich-abendländischen Kultur, dass wir unseren Gestorbenen die letzte Ehre erweisen, indem wir an sie erinnern und betrauern. Und natürlich ist ein Tier immer der ehrlichere Freund des Menschen. Wäre eine Berlinerin versehentlich ins Eisbärengehege gefallen, so hätte sie Knut vor den Augen des Publikums in der Luft zerrissen und gefressen. Aber so war er. Geradlinig, man wusste woran man mit ihm  ist. Hätte er die Dame zerfleischt – er hätte es bloß gut gemeint.

Seine Trauergemeinde indes weiß TV-Interviewteams zu berichten, dass er an “Herzenskummer” gestorben ist. Oder dass er von drei hinterlistigen Weibchen in den Tod getrieben wurde. Die fanatischen Zoobesucher haben sogar eine Zeitungsanzeige aufgegeben. Diese steht im Samstags-“Tagesspiegel” gleich neben den Annoncen für Christa S. und Axel W.. Und darin wird abgerechnet: Die Zooleitung, so heißt es da, habe ihn “nur verwahrt”.  Knut habe sich auf seinem Bärenfelsen zuletzt “sehr bedrängt” gefühlt.

Ja, hallo Leute! Woher wollt Ihr denn wissen, was Knut gefühlt hat? Wir sind allesamt unfähig, auch nur unsere nächsten Menschen zu durchschauen, glauben aber, die Psyche eines Eisbären zu kennen? Er war ein Viech und wäre er in Bayern in freier Wildbahn aufgetaucht, hätte man ihn Nullkommanix erschossen. Welcher Knut-Fan ist schon in die Arktis gefahren, um einen Kranz für sterbende Eisbären ins Wasser zu werfen?

Und wer hat darüber nachgedacht, warum so viele Zoo-Tiere nicht flüchten, obwohl sie es könnten? Weil es immer zuverlässig was zu fressen gibt.  So denken Tiere.

Nach allem, was wir bisher wissen, ist Knut an einer Hirnerkrankung gestorben. Übertriebene Tierliebe scheint ein verwandtes Leiden zu sein. Dass es nicht tödlich ist, nehmen wir als überzeugte Humanisten erfreut zur Kenntnis.


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